Ein zentrales Instrument zur Bewertung der Varroa Sensitive Hygiene (VSH) ist der sogenannte Nadeltest. In der züchterischen Praxis hat sich dieser Test etabliert, um das hygienische Verhalten von Bienenvölkern gegenüber abweichend entwickelter Brut zu prüfen. Ziel ist es, Völker zu identifizieren, die ein starkes Ausräumverhalten zeigen – eine wichtige Teilkomponente der VSH-Eigenschaft, welche in direktem Zusammenhang mit der Toleranz gegenüber dem Varroa destructor steht.
Methodik: Der Nadeltest im Violetten Augenstadium
Beim Nadeltest werden gezielt Puppen im Violetten Augenstadium (Puppenalter P3) mit einer feinen Insektennadel verletzt. Diese künstlich herbeigeführte Verletzung simuliert eine durch die Varroamilbe geschädigte Zelle. Innerhalb eines definierten Zeitraums – üblicherweise sechs Stunden – wird anschließend beobachtet, wie viele der manipulierten Zellen durch das Volk ausgeräumt wurden. Je höher der Prozentsatz der ausgeräumten Puppen, desto stärker ist das hygienische Verhalten des jeweiligen Volkes ausgeprägt.
Am vergangenen Wochenende wurde dieser Test an zahlreichen unserer Völker durchgeführt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Mehrere Königinnen zeigten ein Ausräumverhalten von über 95 % innerhalb von nur sechs Stunden – ein Wert, der im internationalen Vergleich bereits als züchterisch wertvoll gilt.
Anpaarungen mit hohem Hygieneverhalten
Besonders auffällig war das Verhalten folgender Anpaarungen:
B72(IBO)24 = B86(IBO)22 hamh B375(DB)21 mit 98% Ausräumung nach 6h
B84(IBO)24 = B95(IBO)22 nsm B76(TGG)21 mit 100% Ausräumung nach 6h
B87(IBO)24 = B95(IBO)22 nsm B76(TGG)21 mit 96% Ausräumung nach 6h
Diese Königinnen wurden auf den vom Landesverband Buckfast Schleswig-Holstein geführten Belegstellen begattet – konkret auf Nordstrandischmoor und der Hamburger Hallig.
Die VSH-Eigenschaft ist bekanntlich rezessiv vererbt, was bedeutet, dass sowohl Mutter- als auch Vatertiere die entsprechenden genetischen Anlagen tragen müssen, damit die Nachkommen das Verhalten voll ausprägen können. Dass sich nun in mehreren Königinnen ein so starkes Ausräumverhalten zeigt, ist ein klarer Hinweis auf die genetische Qualität der verwendeten Drohnenlinien auf den genannten Belegstellen. Die eingesetzten Drohnenvölker aus den Linien B375(DB)21 (Hamburger Hallig) und B76(TGG)21 (Nordstrandischmoor) tragen offenbar ebenfalls relevante VSH-Allele.
Um die Bewertung der VSH-Eigenschaft zu vervollständigen, stehen bei den u.a. oben genannten Kandidatinnen weitere Untersuchungen an. Insbesondere die Recapping-Rate (Wiederverdeckelung bereits geöffneter Brutzellen) sowie der Milbenbefall der Brut werden zurzeit erhoben. Diese Parameter ergänzen den Nadeltest und ermöglichen eine differenzierte Aussage zur tatsächlichen Varroatoleranz.
Die ermittelten Königinnen mit ihrem guten Hygieneverhalten kommen bereits aktiv in der laufenden Belegstellensaison zum Einsatz:
B84(IBO)24 wird aktuell auf der Belegstelle Leyhörn für Anpaarungen genutzt. Sie ist im Shop unter dem Titel „Belegstellenbegattete F0 Königin Leyhörn“ verfügbar.
B72(IBO)24 wird in der ersten Serie der Belegstelle Nordstrandischmoor eingesetzt und ist im Shop als „Belegstellenbegattete F0 Königin Nordstrandischmoor“ gelistet.
Mit dieser gezielten Selektion und Weitergabe von VSH-tragender Genetik verfolgen wir konsequent das Ziel, eine breite und stabile Varroatoleranz in der Buckfastpopulation zu etablieren.